Dünnhäutig, es faustdick hinter den Ohren haben und es steht dir auf die Stirn geschrieben – Das Wissen rund um den Körper ist tief in unserer Alltagssprache verankert.
Hier findest du Beispiele für Redewendungen und ihre Ursprünge:
-
Mir stehen die Haare zu Berge
-
Der Ausdruck kann innere Gespanntheit, Wut oder Erschrecken anzeigen und ist oft sichtbar durch tatsächlich aufgestellte Haare. Körperhaare stellen sich auf, wenn eine erhöhte Alarmbereitschaft ausgelöst wird oder sich eine hohe innere Aktivität einstellt. Abstehende Haare bedeuten im Face-Reading: Der Mensch steht unter (positiver) Spannung. Ist der Mensch energielos oder krank, erscheinen die Haare kraft- und glanzlos.
-
Jemand hat die Nase vorn
-
Der Ausdruck bedeutet: Jemand ist in einer Sache führend oder überlegen. An der Nase wird der Selbstverwirklichungswillen eines Menschen übersetzt. Große Nasen flößen vielen Menschen automatisch Respekt ein, wir trauen ihnen Führung und Dominanz zu.
-
Ich lese dir alle Wünsche von den Lippen ab
-
Diese Phrase bedeutet, dass man allein aus dem nonverbalen Verhalten einer Person, ihre Wünsche ablesen kann – ohne dass sie diese verbal äußert. Der Satz betont die Lippen und den Mund als Kommunikationsareal und verbindet ihn mit den Wünschen eines Menschen. Ein voller, breiter Mund will viel und oft genießen, ist gefühlsbetont und möchte sich mitteilen. Ein schmaler, kleiner Mund ist eher zurückhaltend, ggf. diszipliniert und sachlich. Die Lippen sind im Gesichtlesen eng verbunden mit den Genuss- und Gefühlswünschen eines Menschen.
-
Es steht dir auf die Stirn geschrieben
-
Etwas ist offensichtlich, meist ein Gedanke oder ein Gefühl, das sich entweder deutlich in der Mimik widerspiegelt oder zwischen den Zeilen des Gesagten herauszuhören ist. Die Stirn zeigt die geistige Verarbeitung eines Menschen. Dahinter liegt das Gehirn und die kognitive Verarbeitung. Eine freie Stirn – ‘jemand bietet die Stirn’ – oder ein freies Gesicht suggerieren: der Mensch zeigt sich.
-
Jemand hat es faustdick hinter den Ohren
-
oder Halte die Ohren steif oder Seine Segel in den Wind stellen: Diese Redewendungen beziehen sich auf die Position oder die Beschaffenheit der Ohren. Es geht um Ohren, die unter Spannung abstehen oder fest sind. Die Sprichworte beschreiben einen Menschen, der clever ist, sagt, was er denkt, sich zur Wehr setzt oder durchhält. Physiognomisch wird hier Veränderungsenergie (bzw. eine hohe Innenspannung) sichtbar, die mit diesen Eigenschaften korreliert.
-
Lass den Kopf nicht hängen
-
Ein Aufruf, nicht aufzugeben und optimistisch zu bleiben, symbolisiert durch eine aufrechte Haltung. Im Englischen: Keep your chin up. Ein vorgerecktes Kinn wird interpretiert als aktive Tatkraft. Nehmen wir das Kinn zurück und lassen den Kopf nach unter hängen, fallen häufig die Schultern automatisch nach vorne. Der Mensch wird passiv und nimmt sich zurück.
-
Etwas hüten wie unseren Augapfel
-
You are the apple of my eye oder Augen sind das Tor zu Seele: Diese Ausdrücke betonen die Besonderheit der Augen. In der Bibel wurde die Pupille auch als Apfel bezeichnet – Äpfelbäume und Äpfel galten als heilig. Zudem ist das Auge eine besonders verletzliche Stelle im Gesicht: die menschliche Sehkraft ist wertvoll. Wir drücken über diesen Zusammenhang aus, dass über die Augen tiefe Einblicke in das Wesen eines Menschen möglich sind bzw. dass uns jemand oder etwas sehr heilig ist.
-
Eine große Klappe haben
-
Jemand, der:die eine große Klappe hat, ist ein Mensch, der den Mund aufmacht und Dinge anspricht – vielleicht auch deutlich, ungeniert, frech oder einfach klar. Er ist nicht auf den Mund gefallen. Ein großer Mund hängt im Gesichtlesen eng mit der Art und Weise der Kommunikation zusammen. Je nach dem, wo der Mund voll, groß oder breit ist, reicht die Übersetzung von plauderig kommunikationsfreudig bis schlagfertig und kommunikationsstark. Ein großer Mund möchte viel sprechen, ein Organ, das sich ausdrücken und artikulieren will. Besonders der Mund ist sehr veränderbar – die Lippen bestehen aus Muskeln. ‚Eine große Klappe‘ können wir uns also auch antrainieren.
Diese Redewendungen zeigen, wie tief die Verbindung zwischen unseren Formen, Gesichtsausdrücken, Körperhaltungen und inneren Zuständen in unserer Sprache verankert ist. Face-Reading ist als Praxis tief in unserem kulturellen und sprachlichen Bewusstsein verwurzelt.